Technik, die die Welt verbessert

Bitcoin und die Blockchain-Technologie sind angetreten, die Welt zu verändern. Sie geben Milliarden von Menschen, die bisher ohne Bankkonto und Kreditkarte auskommen müssen, Zugang zur weltweiten Wirtschaft. Sie machen direkte Zahlungen von Mensch zu Mensch möglich, ohne dass man Mittelsmännern wie Banken oder Kreditkartenfirmen vertrauen müsste. Sie brechen die Macht der Regierungen, die Bürger durch Inflation, künstliche Niedrigzinsen und eingefrorene Bankkonten ihres Eigentums zu berauben.

Die Blockchain-Technologie kann jedoch nicht nur für digitale Bargeldsysteme wie Bitcoin genutzt werden, sondern für viele weitere Anwendungsfälle. Immer dann, wenn viele Menschen einen Konsens erreichen wollen, ohne sich zu kennen und einander zu vertrauen, kann sie zum Einsatz kommen. Viele Dienstleistungen, die bisher von zentralen Autoritäten angeboten werden, lassen sich dezentral in der Blockchain abbilden – zum Beispiel Grundbücher, Personen- oder Firmenregister. Der große Vorteil: man muss keine Macht an jemanden delegieren, der sie missbrauchen könnte.

Das Grundprinzip, auf dem Kryptowährungen und Blockchain-Technologie beruhen, ist die Dezentralität. In einem dezentralen Netzwerk gibt es keine zentralen Server. Jeder Computer kann Sender und Empfänger zugleich sein. Ein dezentrales Netzwerk ist daher wesentlich weniger anfällig für Zensur und Hackerangriffe, denn man müsste in sehr viele seiner

Knotenpunkte eindringen, um es zu manipulieren oder abzuschalten. Doch es sind nicht allein technische Gründe, die für die Dezentralisierung sprechen. Die Vordenker der dezentralen Revolution wollen eine wirklich freie Gesellschaft ohne Machthaber und zentrale Autoritäten schaffen, in der freiwillige Vereinbarungen Hierarchien und Machtstrukturen ersetzen.

Die Krypto-Serie

Schon in meinen Büchern Bitcoin – Geld ohne Staat (2015) und Cryptocoins (2017) habe ich mich mit der Dezentralisierung beschäftigt, wenn auch eher am Rande. Doch es gibt heute so viele spannende Entwicklungen, dass ich diesem Thema ein eigenes Buch widmen möchte. Es baut auf meinen beiden vorigen Büchern auf. Bitcoin – Geld ohne Staat bietet einen allgemeinen Einstieg ins Thema Bitcoin und nutzt dabei die Erkenntnisse der Wiener Schule der Volkswirtschaft. Es geht dabei vor allem um die Frage: Warum brauchen wir Bitcoin? Cryptocoins, mein zweites Buch zum Thema, gibt einen Überblick über die verschiedenen Typen von Kryptowährungen. Es enthält viele praktische Tipps zum Umgang mit ihnen, zum Beispiel zur sicheren Speicherung, zum Handel und zur Vermeidung von Betrügereien. Dieses dritte Buch der Serie widmet sich nun ganz den möglichen Konsequenzen, die Bitcoin und die Blockchain-Technologie für unsere Wirtschaft und Gesellschaft haben.

In den ersten beiden Kapiteln gebe ich eine grundsätzliche Einführung in Kryptowährungen und beschreibe mögliche Einsatzgebiete der Blockchain-Technologie. In den Kapiteln Drei, Vier und Fünf stelle ich Phänomene wie digitale Tokens, Dapps (Dezentrale Anwendungs- programme), DAOs (dezentrale autonome Organisationen) und ICOs (Initial Crypto Offerings) vor. Im Kapitel Sechs geht es um die Dezentralisierung des Internets, das heutzutage von wenigen Großunternehmen beherrscht wird. Die Kapitel Sieben und Acht handeln von neuen Formen des menschlichen Zusammenlebens, die erst durch dezentrale Technologie möglich werden: Demokratie auf Blockchain-Basis, freie Privatstädte, “digitale Nationen” und andere scheinbar utopische Konzepte. Kapitel Neun fasst die hoffentlich bei der Lektüre des Buches gewonnen Einsichten zusammen und gibt einen Ausblick in die Zukunft.

Was bringt mir dieses Buch?

Sie fragen sich jetzt vielleicht, welchen konkreten Nutzen Sie persönlich aus diesem Buch ziehen können. Es ist sehr viel gesellschaftskritischer und politischer als meine ersten beiden, eher praxisnahen Bücher. Ich persönlich finde diese Dimension von Kryptowährungen am allerwichtigsten. Wer in ihnen lediglich ein Mittel sieht, um schnell viel Geld zu verdienen, verpasst das Wesentliche. Doch selbst wenn Ihnen neue Gesellschaftsentwürfe egal sind, und Sie sich für Cryptocoins vor allem als Geldanlage interessieren, werden Sie in diesem Buch nützliche Informationen finden. Denn auch die “Weltverbesserungsprojekte” der späteren Kapitel werden in der Regel von auf Gewinnmaximierung ausgerichteten Unternehmen betrieben. Ich halte es für durchaus möglich, dass sich ein aus heutiger Sicht utopisch wirkendes Projekt als hervorragende Geldanlage entpuppt. Wer hätte Anfang der 1970er Jahre, als das Internet noch ein reines Forschungsprojekt des US-Militärs war, daran gedacht, durch Investitionen in Internet-Firmen reich zu werden? Wer hätte Ende 2011, als der Bitcoin nach seinem ersten Höhenflug von 30 Dollar auf zwei Dollar abgestürzt war, jemals mit Kursen von mehreren Tausend Dollar gerechnet?

Die derzeitige Situation der Kryptowelt erinnert mich sehr an die Stimmung nach dem Platzen der Dot-com-Blase Anfang der 2000er. Damals wandten sich viele kurzfristig denkende Investoren enttäuscht vom Internet ab. Doch genau in dieser schwierigen Zeit sind die Unternehmen groß geworden, die heute das Netz dominieren, wie Google, Facebook oder Amazon. Wer in schwierigen Zeiten investiert, in denen die Kurse am Boden sind, kann sehr viel mehr gewinnen, als derjenige, der auf einen schon laufenden Trend aufspringt. Es lohnt sich, bei Geldanlagen langfristig zu denken, radikale Veränderungen wahrzunehmen und rechtzeitig darauf zu setzen. Insofern ist dies nicht nur ein Buch für libertäre Revoluzzer.

Es kann auch für den nüchtern kalkulierenden Investor interessant sein.